Freitag, 8. Juni 2007

Hirte-Herde und Pfarrerzentriertheit


Klaus Eickhoff hat 2000 auf dem 6. Lutherischen Kirchentag in Bochum ein beeindruckendes Referat gehalten unter dem Titel „Vom Geheimnis des Leitens – Revolutionäres aus dem NT“. Ich stieß vor einiger Zeit bei der Vorbereitung einer Predigt zum Thema "Laien und Profis in der Gemeinde" darauf. Ich habe Eickhoffs Kerngedanken, die mich in ihrer Klarheit beeindrucken, einmal hier zum Nachlesen zusammengefasst. Ein paar Appetithäppchen:

„Die Leitungsgabe dient den anderen Gaben, damit sie sich entfalten, blühen und Frucht bringen.“
„Mit dem Bild des Hirten ist eine Herzenshaltung, ein Charakter, ein Wesen, eine Gabe und keine Struktur beschrieben. […] Als Struktur verstanden, ist das Hirte-Schafe-Modell tödlich für das Werden von Gemeinde.“
„Der übliche Normalzustand ist ein überlasteter Pfarrer und eine zuschauende Gemeinde. Die Todsünde der Volkskirche heißt Pfarrerzentriertheit. Die Folge ist ein hyperaktiver Pfarrer und eine hyperpassive Gemeinde.“
„Die Gemeinde hat ein völlig falsches Bild vom Pfarrer, das es aber für gottgegeben hält. Das Bild setzt den Pfarrer unter Druck. Er soll alles machen. Die Gemeinde wird aufgrund ihres Bildes vom Pfarrer zum Peiniger des Pfarrers. Das Bild vom Hirten, strukturell verstanden, setzt den Pfarrer unter Druck und entmündigt die Gemeinde.“

Ich denke wirklich, wer alles von einer Person erwartet („Pfarrerzentriertheit“), sorgt dafür, dass genau die Person, von der dann alles abhängt, von der alles erwartet wird, ausbrennt. Die Bibel kennt es nicht, dass eine Gemeinde allein von einem Pastor versorgt wird. Das biblische Bild sieht so aus: Gott versorgt die komplette Gemeinde – mit Gaben. Werden diese eingesetzt, hat die Gemeinde alles, was sie braucht – in gegenseitiger Ergänzung, unter Koordination der Gemeindeleitung.

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