Sonntag, 26. Juli 2009

Wer darf / soll / kann segnen?

[Für unseren Gemeindebrief; ein paar Gedanken zum Monatsspruch für August]
Aaron und seine Söhne sollten in Gottes Namen sein Volk segnen. Gott gab sogar den genauen Wortlaut vor:
„Der HERR segne dich und behüte dich; der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig; der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.“ (4. Mose 6,24-26).
Diesen „Aaronitischen Segen“ greifen noch heute fast alle Kirchen auf. Auch in unserer Gemeinde wird er häufig als Schlusssegen der Gemeinde zugesprochen. Wenn man ein wenig näher darüber nachdenkt, erstaunt es, dass wir den Segenszuspruch (ob mit dieser oder einer anderen Formulierung) fast ausschließlich auf den Schluss des Gottesdienstes beschränken. Gut, wir segnen als Gemeinde u.a. auch Schulanfänger, Brautpaare, Säuglinge und Menschen, die mit einer besonderen Aufgabe betraut werden. Aber all das sind Situationen, wo der Segen in der Regel im Gottesdienstraum „von vorne“ und von einem Ältesten, meist dem Pastor, gesprochen wird.

Aber: Schon im Alten Testament segnen Menschen ohne Priesteramt, etwa Eltern ihre Kinder (1. Mose 27), Kinder ihre Eltern (Spr. 30,11), „Vorgesetzte“ ihre „Untergebenen“ (2. Samuel 6,18). Klaus Douglass schreibt in seinem (lesenswerten!) Buch „Gottes Liebe feiern“ provokant: „Wir sollten das Segnen nicht (nur) den Pastoren überlassen“. Er betont: „Im Neuen Testament sind alle Gläubigen aufgefordert, priesterlich zu leben, das heißt, zwischen Gott und den Menschen zu vermitteln.“ […] „Die Vollmacht zum Segnen hat im Prinzip jeder, der glaubt und der selbst schon den Segen Gottes in seinem Leben erfahren hat.“

Jeder von uns kann Menschen individuell und persönlich in Gottes Namen segnen – Gott bleibt ohnehin der eigentlich Segnende (siehe 4. Mose 6, 27). Wir können Menschen nach intensiven Gesprächen die Hände auflegen und sie bewusst unter Gottes Segen stellen. Großeltern können ihre Enkelkinder nach einem Besuch in Gottes Namen segnen. Wir können Freunden in speziellen Situationen (z.B. vor einer Reise) bewusst Segensworte der Bibel zusprechen. Eltern können ihre Kinder abends nicht mit dem Sandmann als letztem Eindruck einschlafen lassen, sondern mit Gottes Segen im Ohr. Gottes Segen gehört in den Alltag!

Das ist etwas ungewohnt? Vielleicht. Aber ich glaube, es ist richtig (vgl. auch Rö 12,14; Luk 6,28; 1. Pet 3,9). Wir sollten es ausprobieren. Gottes Segen sagt sein Eingreifen in unser Leben zu. Was kann uns besseres passieren?

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