
Heute habe ich im Abendmahlgottesdienst der EFG Rheda-Wiedenbrück über das Nikodemus-Gespräch gepredigt (Joh. 3). Der fromme Pharisäer Nikodemus, ein populärer Theologieprofessor mit viel Einfluss (Mitglied des obersten jüdischen Gremiums zur Entscheidung religiöser und rechtlicher Fragen), will Jesus persönlich ein wenig auf den Zahn fühlen. Er will sich aus erster Hand ein Bild von Jesus machen; will in einem ruhigen, ungestörten Gespräch (deshalb Nachts) klären, was dahinter steckt. Er startet höflich mit einem Kompliment.
Jesus aber kommt direkt zur Sache: „Nikodemus, du tust so unbeteiligt. Es geht nicht um das Verständnis heiliger Texte – Hier sitzt der Autor der biblischen Schriften vor dir! Hier geht es um dich und mich. Es geht nicht um ein Beobachten, ein theoretisches Beurteilen von Gottes Wirken. Entscheidend ist, ob du ein Teil von Gottes Reich bist! Was biologisch-menschlich geboren wird, bleibt immer menschlich und passt nicht in Gottes Reich. Du passt nicht in Gottes Reich!“.
Das Gespräch zwischen Nikodemus und Jesus geht richtig los, als die wirklichen Fragen auf den Tisch kommen! Nikodemus wollte Jesus doch nur durch ein Gespräch ein wenig abtasten – und jetzt „packt“ Jesus ihn persönlich. Nikodemus wollte Jesus ein paar Fragen stellen – und Jesus stellt sein bisheriges Leben komplett in Frage. Nikodemus suchte Antworten – und findet sich in einer Situation wieder, wo er Jesus eine Antwort geben muss!
Das Gespräch endet offen. Nikodemus taucht noch zweimal im Johannes-Evangelium auf (Joh. 7, 50f: er plädiert für einen fairen Prozess; Joh 19, 38ff: er bestattet Jesus würdevoll und drückt dabei deutlich seine Bewunderung aus). Doch es bleibt unklar: Hat er sich für einen tatsächlichen Neuanfang in der Beziehung zu Gott entschieden? Empfand er nur Sympathie und Respekt, oder war der Funke tatsächlich übergesprungen?
Hier gibt es den Gottesdienstzettel mit den Kerngedanken der Predigt.
[Bildnachweis: kirchensite.de]
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen