Donnerstag, 15. März 2007

Optionstöne


Textkritische Forschung hat festgestellt, dass etliche bekannte und beliebte Gemeindelieder im Lauf der Zeit durch die mündliche Überlieferung und das Abschreiben von Hand verfälscht worden sind. Hier und da gelingt es den Experten jedoch, den ursprünglichen Wortlaut zu rekonstruieren. Hier als Beispiel die geringfügig abweichende ursprüngliche Textvariante des Liedes "Lobe den Herrn meine Seele, und seinen heiligen Namen. Was er dir Gutes getan hat, Seele, vergiss es nicht ...". Im Originalzustand heißt es:

Refrain
Lobt Gott nicht nur mit den Texten!
Preist ihn mit Quarten und Nonen
großen Septimen und Sexten!
Da gibt`s doch tausend Optionen.


Grundton, Quinte und Terz
Müssen nicht dreistimmig bleiben
Freude, Dank oder Schmerz
Kann man noch besser beschreiben.


1.
Glaubt ihr die Mauer von Jericho
Fiel wegen Josuas Tremolo?
Sieben Trompeten
Gesangsinterpreten
Das waren verminderte Quinten!
(Josua 6)

2.
Denkt an die Zither in Davids Hand
Wisst ihr, wie Saul seinen Vortrag fand?
Er wurde locker,
doch fiel er vom Hocker
bei Davids vertrackten Synkopen
(1. Samuel 16)

3.
Mose, das ganze Volk Israel
improvisierte am Schilfmeer schnell.
Schlaginstrumente
die setzten Akzente
Und Miriam sang noch ein Solo!
(2. Mo 15)

(Hartwig M. zu Ehren, der sich nicht durchgehend die großen Septimen, Nonen und Sexten verkneifen kann, wenn er die Gemeinde am Klavier begleitet. Aber es gilt: „Ja, Gott hat alle Töne lieb. Jeden Ton im Jazzakkord …“.)

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