Dienstag, 19. August 2014

Gotteswort über Bande gespielt



(Mein Vorwort aus dem neuen Gemeindebrief zum Monatsvers für September)

Sei getrost und unverzagt, fürchte dich nicht und lass dich nicht erschrecken! 1.Chr 22,13

Liebe Leserin, lieber Leser,
mein erster Gedanke beim Lesen des Monatsspruchs für September 2014: „Toll, da haben die Verantwortlichen aber eine schöne göttliche Zusage ausgewählt!“ Als ich den Vers im Zusammenhang las, um herauszufinden, wem dieses Mut machende Wort Gottes ursprünglich galt, stutzte ich erst einmal – der Satz stammt nämlich aus Davids Mund. Mit dem oben zitierten Zuspruch übergibt er seinem Salomo offiziell den Staffelstab in Bezug auf den Tempelbau.
Der Monatsspruch ist also kein direktes Gotteswort. Aber: David konnte Salomo mit Fug und Recht angesichts der großen Herausforderungen, vor denen dieser stand, Gottes Unterstützung und Begleitung zusagen. Nathan hatte dem Projekt (1. Chr. 17) Gottes Hilfe versprochen. David kleidet die Ankündigungen des Propheten zusammenfassend in persönliche, aufmunternde Worte. Er thematisiert aber auch Salomos Eigenverantwortung: David mahnt seinen Sohn, die göttlichen Hinweise und Anweisungen ernst zu nehmen (1. Chr. 22,13a).
Gott hat auch uns zugesagt, uns eng zu begleiten (Mat 28,20). Es ist hilfreich, wenn wir uns gegenseitig an Gottes Versprechen erinnern und seine Zusagen zusprechen – besonders, wenn wir vor schwierigen Situationen stehen und besondere Herausforderungen zu meistern haben. Gott unterstützt auch uns dabei, unseren Auftrag zu leben. Es ist aber gleichzeitig wichtig, Gottes Unterstützungszusage nicht als Freibrief für ein unabhängiges, Gottes Regeln ignorierendes Leben zu verstehen. Unsere Eigenverantwortung ist es, wie David es Salomo gegenüber betont, göttliche Hinweise aufzunehmen und umzusetzen. Gott ernst zu nehmen, nennt die Bibel übrigens „Gottesfurcht“. Gottesfurcht, sagt der Philosoph Robert Spaemann in seinen „Meditationen“ über die Psalmen, ist „nicht Angst. Gottesfurcht ist im Gegen­teil Befreiung von Angst“. Spaemanns Begründung: „Die Gott fürchten, fliehen nicht vor Gott“, im Gegenteil: „Wer Gott fürchtet, flüchtet zu Gott“. Gottes Nähe gibt uns Sicherheit und Geborgenheit. Gottes Nähe verleiht uns Mut auch in heiklen und belastenden Situationen.

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