(Mein Vorwort aus dem neuen Gemeindebrief zum Monatsvers für September)
Sei getrost und
unverzagt, fürchte dich nicht und lass dich nicht erschrecken! 1.Chr 22,13
Liebe Leserin, lieber Leser,
mein erster Gedanke beim Lesen des Monatsspruchs für September 2014: „Toll, da haben
die Verantwortlichen aber eine schöne göttliche Zusage ausgewählt!“ Als ich den
Vers im Zusammenhang las, um herauszufinden, wem dieses Mut machende Wort Gottes
ursprünglich galt, stutzte ich erst einmal – der Satz stammt nämlich aus Davids
Mund. Mit dem oben zitierten Zuspruch übergibt er seinem Salomo offiziell den
Staffelstab in Bezug auf den Tempelbau.
Der Monatsspruch ist also kein direktes Gotteswort. Aber:
David konnte Salomo mit Fug und Recht angesichts der großen Herausforderungen,
vor denen dieser stand, Gottes Unterstützung und Begleitung zusagen. Nathan hatte
dem Projekt (1. Chr. 17) Gottes Hilfe versprochen. David kleidet die Ankündigungen
des Propheten zusammenfassend in persönliche, aufmunternde Worte. Er
thematisiert aber auch Salomos Eigenverantwortung: David mahnt seinen Sohn, die
göttlichen Hinweise und Anweisungen ernst zu nehmen (1. Chr. 22,13a).
Gott hat auch uns zugesagt, uns eng zu begleiten (Mat
28,20). Es ist hilfreich, wenn wir uns gegenseitig an Gottes Versprechen
erinnern und seine Zusagen zusprechen – besonders, wenn wir vor schwierigen
Situationen stehen und besondere Herausforderungen zu meistern haben. Gott
unterstützt auch uns dabei, unseren Auftrag zu leben. Es ist aber gleichzeitig wichtig,
Gottes Unterstützungszusage nicht als Freibrief für ein unabhängiges, Gottes
Regeln ignorierendes Leben zu verstehen. Unsere Eigenverantwortung ist es, wie
David es Salomo gegenüber betont, göttliche Hinweise aufzunehmen und
umzusetzen. Gott ernst zu nehmen, nennt die Bibel übrigens „Gottesfurcht“. Gottesfurcht,
sagt der Philosoph Robert Spaemann in seinen „Meditationen“ über die Psalmen, ist
„nicht Angst. Gottesfurcht ist im Gegenteil Befreiung von Angst“. Spaemanns
Begründung: „Die Gott fürchten, fliehen nicht vor Gott“, im Gegenteil: „Wer
Gott fürchtet, flüchtet zu Gott“. Gottes Nähe gibt uns Sicherheit und
Geborgenheit. Gottes Nähe verleiht uns Mut auch in heiklen und belastenden
Situationen.
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