
Sonntag habe ich in der EFG Rheda-Wiedenbrück über eine gewöhnungsbedürftige Geschichte aus 2. Kö 2 gepredigt: Elisa kommt nach Bethel, wo ihn Jugendliche „gebührend“ empfangen wollen: mit dummen Sprüchen und Beleidigungen. Er ist – so die klare Ansage – in Bethel nicht willkommen, er wird nicht ernst genommen. Der Prophet verflucht sie in Gottes Namen – und prompt tauchen zwei Bären auf und zerreißen 42 der Jugendlichen. Grausam, oder? Jedenfalls eine Herausforderung, sich da reinzudenken. Hätte es nicht gereicht, die Bären hätten kurz gebrüllt und die Jugendlichen erschreckt? Wo ist da der gnädige Gott, der helfende Prophet?
[Das Schild habe ich mit diesem tool gemacht]
3 Kommentare:
Ja, und? Gibt´s Denkanstöße zu dieser Frage auch für die Leser Deiner Notizen?
Na klar! Ich denke, 3 Punkte sind wichtig zu wissen:
1)Hier in Bethel stand seit Jerobeams Zeiten ein Tempel des Gegenkultes, wo Gott über zwei goldene Stierbilder angebetet wurde (1. Kö 12,26ff: das sollte die religiöse Eigenständigkeit und nationale Identität des Nordreichs sichern). Propheten, die Götzendienst beim Namen nennen und kritisieren, stören da. Deswegen der unfreundliche Empfang.
2) Hier sind wohl keine kleinen Kinder gemeint (wie manche Übersetzungen schreiben), sondern respektlose Jugendliche („Knabe“ meint oft eher junge Erwachsene oder mindestens Jugendliche, vgl. vgl. 2. Sam 18,5; 1. Kö 3,7/12.8!). Die Jungs wussetn, was sie taten und haben nicht bloß etwas nachgeplappert, was sie aufgeschnappt haben.
3) Und das ist, glaube ich, der Hauptgrund: Elischa wäre als Gottes Sprachrohr nicht mehr ernst genommen worden, hätte er den Spott durchgehen lassen. Es geht hier um den Respekt vor Gottes Diener und letztlich vor Gott, der ihn beauftragt.
Wer einen Boten Gottes beleidigt, beleidigt Gott. Die Jugendlichen sagen letztlich: Elischa ist bedeutungslos, unwichtig und schwach – damit ist auch Gott, der Elischa schickt, bedeutungslos, unwichtig und schwach!
Mit Elischa ist so nicht zu spaßen. Mit Gott ist nicht zu spaßen (vgl. Gal 6,7). Gott nimmt Kritik an seinem Propheten sehr persönlich (vgl. Apg 9,4). Gott stellt sich hinter Elischa.
Elischa kriegt also nicht unberechtigt einen dicken Hals, weil er keinen Spaß versteht, sondern er kann nicht akzeptieren, dass sein Auftrag in Frage gestellt wird und Gott als Niete hingestellt wird.
So erkläre ich mir das. Was denkst du?
Zwei Gedanken möchte ich zu diesem Text äußern:
1. Spontan dachte ich beim Lesen dieser biblischen Geschichte an den Karikaturenstreit in Dänemark. Diese vermeintliche Respektlosigkeit wurde weltweit immerhin "nur" mit Fahnenverbrennung bestraft...
2. Für mich stellt in dieser Geschichte der damalige Autor seine persönliche Erfahrung bildlich ausgeschmückt dar: Gott steht hinter seinen Leuten. Die Details sind der damaligen Kultur geschuldet.
Ich bin froh, dass unsere Gesellschaft es nicht duldet, eine persönliche oder religiöse Kränkung mit Gewalt zu beantworten.
Trotzdem möchte ich nicht anregen, diese Geschichte aus der Bibel zu streichen ;)), sondern lasse mich durch die Botschaft bestärken, dass auch schon vor mehreren Tausend Jahren Menschen die Erfahrung gemacht haben, dass Gott mit ihnen ist.
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