Anknüpfend an den Artikel in der ZEIT (siehe letzten Post) einige wenige Gedanken meinerseits zum Thema "Predigtqualität". Sie basieren auf einem kuzen Papier, das ich vor einigen Monaten für unser Gottesdienst-Kernteam geschrieben hatte:
1. Die Predigt bildet in der Regel den Mittelpunkt des Gottesdienstes. Damit ist der Predigt auch in der Vorbereitung entsprechend hohe Bedeutung beizumessen. Predigten können nicht „schnell eben nebenbei“ erarbeitet werden.
2. Predigt ist keine absichtslose Information oder ein Zusprechen von positiven Gedanken Gottes an eine passiv bleibende Zuhörerschaft. Ziel der Predigten ist es vielmehr, die lebensverändernde Kraft Gottes erfahrbar werden zu lassen. Die Predigt spricht Gottes Wort in die konkrete Situation der Gottesdienstbesucher hinein.
3. Ob fortlaufende Bibelauslegung oder Themenpredigt: Gottes Wort muss als Grundlage im Mittelpunkt stehen, und zwar nicht nur implizit (bei der Erarbeitung der Inhalte am Schreibtisch), sondern auch explizit bei der Präsentation/Begründung auf der Kanzel. Eine von der Bibel losgelöste Predigt bzw. die Darlegung eigener Gedanken oder Erlebnisse mit nachgeordneten/nur garnierenden Querbezügen zur Bibel kann nicht die Wirksamkeit beanspruchen, die Gott seinem Wort verspricht (2. Tim 3,15f). Daher die schlichte Aufforderung von Paulus: „Predige das Wort“!
4. Die Inhalte der Predigten müssen sich an den Bedürfnissen, Nöten und Fragen der Menschen orientieren – genauso wie an den Versprechungen, Ansprüchen und Forderungen, die Gott setzt. Predigten werden da lebensrelevant, wo eine Verbindung zwischen unseren Fragen und Gottes Reden geschaffen wird. Hier und da müssen Predigten auch erst eine Sensibilität für Gottes Reden und Handeln schaffen.
5. Die thematische Ausgewogenheit über die Zeit gesehen muss beachtet werden. Das Gesamtzeugnis der Schrift sollte nicht zensiert werden, wir sollten uns vor keinem Thema „drücken“ (vgl. Apg. 20,20.27).
6. Wenn wir uns auf Gottes Wort stützen, können und sollen wir mit biblischer=göttlicher Autorität konkrete und motivierende Handlungsanweisungen, nicht nur sanfte oder verklausulierte Gedankenanstöße geben. Die Bibel drückt sich nicht um klare Worte – wir sollten sie nicht entschärfen oder nur „Konsensfähiges“ erwähnen. Wir müssen in Predigten sagen, worauf es ankommt, und nicht nur das sagen, was ankommt.
7. Ausgewogene Auslegung und praktische Anwendung der Aussagen der Bibel stärken die Anziehungskraft der Gottesdienste – Menschen suchen klare Orientierung. Abmilderung der Botschaft macht sie nicht attraktiver, sondern leerer und die Gottesdienste entbehrlicher.
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