Freitag, 7. Dezember 2007

Bernd: "Au, ja, bezaubernd, Jabez".


Da Andreas sein verliehenes Buch langsam mal zurück braucht, habe ich heute Abend den kleinen, schmalen Band „Das Gebet des Jabez - Durchbruch zu einem gesegneten Leben“ von Bruce Wilkinson endlich einmal durchgelesen.
Wilkinsons Weltbesteller dreht sich um ein Gebet, das uns das Alte Testament überliefert - „ziemlich versteckt […] an einer unscheinbaren Stelle“ (S. 7). Jabez versteckt sich „im unpopulärsten Abschnitt eines der am wenigsten gelesenen Bücher der Heiligen Schrift“ (S. 12). Dort steht (1. Chr. 4, 9f): „Jabez war angesehener als seine Brüder. Und seine Mutter nannte ihn Jabez; denn sie sprach: Ich habe ihn mit Kummer geboren. Und Jabez rief den Gott Israels an und sprach: Ach …
(1.) dass du mich segnetest und
(2.) mein Gebiet mehrtest und
(3.) deine Hand mit mir wäre und
(4.) schafftest, dass mich kein Übel bekümmere!
Und Gott ließ kommen, worum er bat.“

Wilkinson sieht in dem vierfachen Wunsch den Schlüssel, dass „Jabez angesehener als seine Brüder“ war.

Inspirierend finde ich das Bild von Jabez, das Wilkinson vor den Augen des Lesers malt. Das macht Mut, mit Gott Sachen zu wagen, die eigentlich eine „Schuhnummer zu groß“ für uns sind. Zur zweiten Bitte schreibt Wilkinson etwa: Wir stellen „etwa folgende Gleichung auf: Meine Fähigkeiten + Erfahrung + Ausbildung + meine Persönlichkeit und äußere Erscheinung + meine Vergangenheit + die Erwartung anderer = das mir zustehende Gebiet“ (mit „Gebiet“ meint er Möglichkeiten, Gott zu dienen). "Nach Gottes mathematischen Gesetzen würde die Rechnung eher so aussehen: Meine Bereitschaft und meine Schwachheit + Gottes Wille und seine übernatürliche Macht = mein wachsendes Gebiet“ (S. 40f). Solche Sätze geben Stoff zum Nachdenken: „Als Gottes erwählte, gesegnete Söhne und Töchter ist es unser Auftrag, uns an Dinge heranzuwagen, die so groß sind, dass unser Scheitern schon vorprogrammiert ist, es sei denn, Gott schreitet ein“ (S. 46). „Abhängigkeit [ist] bei Christen lediglich ein anderes Wort für Vollmacht“ (S. 60).

Verstörend sind dagegen Einseitigkeiten und Aussagen, die den Geist von Jabez Gebet in den Hintergrund rücken und das Gebet selber als Mittel zum Zweck nahezu beliebig einsetzbar erscheinen lassen. „Beten Sie das Gebet des Jabez jeden Morgen“ … „Lesen Sie dieses Buch im nächsten Monat Woche für Woche jeweils einmal ganz durch“… So kann das Gebet eines anderen zum Mantra werden. Das Gebet des Jabez ist eben nicht der „Schlüssel zu einem Leben von außerordentlicher Gunst von Seiten Gottes“ (S. 7). Irritierend ist auch die Vielzahl an Devotionalien, die um das Thema des Buches angeboten werden (Andachten zum Gebet des Jabez, Das Gebete des Jabez für Frauen, … für teens, Lieder zum Gebet des Jabez …).

Wie auch immer: das Gebet des Jabez werde ich jetzt bestimmt nicht regelmäßig beten. Aber ich will schon ein wenig über seine Haltung und Erfahrung nachdenken. Und ich werde meine eigenen Worte finden, meine eigenen Erfahrungen machen.

P.S.: Komisch: woraus Wilkinson einen Mega-Hype-Millionenseller macht, das ist bei Spurgeon eine Predigt unter vielen. Hier kann man nachlesen, dass Spurgeon 1871 bereits die relevanten Impulse herausarbeitet. Man sieht: es geht auch bodenständiger und unaufgeregter. ;-)

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