Samstag, 24. November 2007

Sonntagsruhe / Glaube light

Kurt Tucholsky schrieb 1928 in dem Gedicht Sonntagsmorgen, im Bett:
... so ist das im Leben:
Das Schönste vom Sonntag ist der Sonnabend Abend.
Die Evangelische Kirche sieht das natürlich ein wenig anders. Sie setzt sich mit dem Slogan "Gott sei Dank, es ist Sonntag!" für den Erhalt des Sonntagsschutzes ein. In diesem Zusammenhang hat Bischof Wolfgang Huber der Wochenzeitung DIE ZEIT ein Interview gegeben (Ausgabe vom 15. November 2007), das eine wie ich finde bemerkenswerte Passage enthält:
ZEIT: Menschen, die sich von der Kirche abgewendet haben und sich wieder annähern wollen, haben konservative Bedürfnisse: Die wollen am Sonntag dann auch einen richtigen Gottesdienst mit Paul Gerhardt-Liedern statt Siebziger-Jahre-Songs, und auch eine richtige Predigt statt allgemeiner Lebensweisheiten.
Huber: Ich verstehe das Bedürfnis nach klaren Formen. Gerade wer selten in den Gottesdienst geht, sucht Wiedererkennbarkeit. Es gibt aber eine Tendenz, die sich ganz an die Form hält. In der katholischen Kirche wird die tridentinische Messe auf Latein wiedereingeführt. Da geht es für manche offenbar gar nicht darum, dass mir der Inhalt nahekommt, sondern um die Form als solche. Darin steckt eine Tendenz zur Ästhetisierung des Gottesdienstes. Man will ein Gefühl der Erhabenheit, aber es soll einem nicht zu nahe kommen. In Deutschland glauben heute mehr Menschen an Engel als an Gott. Sie wollen ein Gefühl des Behütetseins haben, aber nicht dabei gefordert sein. Sie wollen bewahrt sein, aber nicht zur Rechenschaft verpflichtet. Der Glaube soll mir etwas geben, aber möglichst nichts fordern. Das Evangelium ist jedem eine Wahrheit, die einem immer wieder fremd, befreiend und fordernd entgegentritt. Dieses Evangelium ist der Kern des Gottesdienstes.

Keine Kommentare: