
Die Jesus-Jünger warten gespannt vor Jesu Grab. Sie singen zuerst leise, dann immer lauter Lieder. Reden über Jesu Wunder, seine Taten. Es spricht sich spätestens am zweiten Tag herum, dass sie tatsächlich glauben, dass Jesus nicht tot bleibt. Die römischen Bewacher lachen: „Glaubt ihr an Gespenster?“. Doch weitere Neugierige werden angesteckt von der Aufregung der Wartenden, von der Fröhlichkeit der Lieder. Am dritten Tag wird den Bewachern langsam mulmig. Sie sichern das Grab jetzt auch vom „Innenausgang“ her. Sie holen Verstärkung. Auf einmal wird der laute Gesang, das aufgeregte Reden übertönt: Der Boden bebt. Die Soldaten werden bleich. Die Jünger kreischen! Ein Engel tritt auf. Wälzt den Stein weg. Die römischen Soldaten sterben fast vor Angst! Gebannt starrt die Menge auf die geöffnete Gruft! Kommt jetzt Jesus unter dem Applaus der Menschenmasse aus dem Dunklen heraus? Die Menge schreit vor Freude! …
Die Ostergeschichte hätte, wenn die Jünger Jesus zugehört und ernst genommen hätten, eigentlich so verlaufen müssen. Doch keiner wartete auf Jesu Auferstehung. Keiner rechnete damit. Totenstille vor dem Grab. Keine gespannte Erwartung. Keine freudige Erregung. Keine erwartungsvollen Menschenmassen. Die nichtsahnenden Soldaten und zwei, drei Frauen, die Abschied von Jesus nehmen wollen, werden vollkommen überrumpelt. Erschrecken, Angst und Entsetzen entwickeln sich nach und nach zu Freude und Anbetung. Aus Verwirrung, Verwunderung, Skepsis und Zweifel wird langsam Staunen und Glauben. Hier ein Versuch, die vertraute Ostergeschichte neu anzupacken, damit sie uns überhaupt wieder packt, herausfordert zu einer Reaktion.
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